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Interview mit Geschäftsführer Stefan Schwarz

Ein Architekt kann mehr als Pläne zeichnen!

Stefan Schwarz, der neue Besitzer der Markus Friedli AG über sich selbst und darüber, wie er sich den Einsatz des Architekten bei einem Bauvorhaben vorstellt.

Stefan Schwarz, du hast in einer wirtschaftlich nicht einfachen Zeit die Markus Friedli AG übernommen, einen Zweimannbetrieb, der sich auf kleinere und mittlere Bauprojekte, Energieberatung und Schätzungen spezialisiert hat. Wie bist du auf die Idee gekommen, eine solche Herausforderung anzunehmen?

Ich bin ein Mann aus der Praxis, einer, der sein wichtigstes Baumaterial von Grund auf kennt und weiss, was damit möglich ist: Ich habe zuerst eine Lehre als Hochbauzeichner absolviert und mich anschliessend zwei Jahre als Zimmermann weitergebildet. Daraufhin wollte ich etwas Neues machen, dabei die Praxisnähe erhalten und diese ergänzen mit Erfahrungen aus dem Bereich der Schätzungen und der Energieberatung. Auf diese Weise kann ich meiner Kundschaft eine fundierte und umfassende Betreuung vor Ort bieten, die weit über das Planerische hinausgeht. Markus Friedli hat ja auch ausdrücklich einen Allrounder gesucht, der nicht nur im Büro sitzt, sondern auch draussen aktiv ist und sowohl die Bauherrschaft wie auch die Handwerker kompetent beraten kann.  

Fairness und Sportlichkeit beweist Stefan Schwarz nicht nur im Geschäft, sondern auch ausserhalb, zum Beispiel hier als Träger des Olympischen Feuers im Mai 1996 in Colorado Springs (USA)

Wie wirkt sich dein enges Verhältnis zur Baupraxis im Alltag aus?

In erste Linie im Respekt vor der bestehenden Bausubstanz. Natürlich kann auch ich etwas komplett Neues entwerfen und ein Haus auf die grüne Wiese stellen, aber die vorhandene Substanz – vorausgesetzt sie ist noch in gutem Zustand – hat für mich einen besonderen Reiz, namentlich wenn es sich dabei noch um Holz handelt. Nicht alles Alte muss nämlich bei einem Umbau hinter modernem Verputz oder unter Chromstahlblenden verschwinden. Eine alte Bruchsteinmauer oder ein funktionstüchtiger Sitzofen können durchaus in einen modernen Umbau integriert werden. Sogar elektrische Leitungen müssen nicht immer verdeckt sein, sondern können als nachträglich in ein Gebäude eingebrachte Elemente bewusst sichtbar geführt werden. Der Charakter der Besitzer oder zumindest deren Verhältnis zum Objekt kann so in einem Gebäude unmittelbar zum Ausdruck kommen. Kurz: gut erhaltene Bauteile können – nicht immer, aber oft – als Gestaltungselemente in einer modernen Umgebung eingesetzt werden und diese raffiniert akzentuieren. Ich sehe mir deshalb bei Umbauten die Bausubstanz auch unter diesem Aspekt immer besonders gut an. Aber es ist selbstverständlich Sache der Bauherrschaft, derartige Gestaltungsvorschläge der Architekten aufzunehmen oder nicht.

Ein wichtiges Thema, die Bauherrschaft. Sie bezahlt, also befiehlt sie auch. Welche Ansprüche stellst aber du als Architekt deinerseits an deine Auftraggeberinnen und Auftraggeber?

Die Bauherrschaft muss wissen, was sie will

Die Bauherrschaft muss zunächst einmal wissen, was sie eigentlich haben möchte und wieviel Geld sie dafür ausgeben kann oder will. Daraufhin muss sie bereit sein, dem Architekten zuzuhören, der ihr Vorschläge macht und vorrechnet, was das kostet, was sie haben möchte bzw., was sie für den Betrag erhält, den sie ausgeben will. In dieser Phase muss zwischen den Parteien völlige Offenheit herrschen über Vorstellungen und Mittel, so dass der Architekt weiss, in welche Richtung und in welchem Umfang er planen kann. Es lohnt sich auch, zu Beginn eines Bauvorhaben mehr als nur das Notwendigste in die Beratung durch den Architekten zu investieren. Wenn man dafür nicht unbefriedigende oder gar unbrauchbare Eigenleistungen durch teure Fachleute richtigstellen lassen muss, hat man unter Umständen viel Geld eingespart. Das Problem liegt bloss darin, dass dieses Sparpotenzial vielen Bauherren erst bewusst wird, wenn sie die Mehrkosten tragen müssen.

Mit anderen Worten, der Architekt kann und soll unter anderem sparen helfen. Wie steht es denn mit den Kosten für die Architekturleistungen? Kann man diese genau budgetieren?

 Bei Neubauten ja, bei Umbauten weniger gut. Ich arbeite deshalb nach Möglichkeit nicht mit einem Pauschalhonorar, sondern rechne meine Leistungen nach Aufwand ab. Genauso wie Sonderausstattungen und Abänderungen auf dem Bau zu Mehrkosten führen, steigt ja auch der Aufwand für die Planung und Bauleitung, wenn die Pläne dauernd überarbeitet, neue Offerten eingefordert und überprüft werden müssen und die Präsenz auf der Baustelle viel grösser sein muss als ursprünglich geplant.

Geht man hingegen von einer Pauschale aus für die Architekturleistung, so reicht dieses Geld vielleicht nur für den Rohbau, wenn schon bis dahin sehr viele Projektänderungen vorgenommen werden mussten. Man kann ja aber als bauleitenden Architekt nicht einfach aussteigen, aber man kann auch nicht beliebig viele unbezahlte Stunden in ein Projekt stecken, das wegen fehlender Zielvorstellungen der Bauherrschaft finanziell aus dem Ruder läuft.

Mit anderen Worten, man sollte bedenken, dass der Architekt nicht primär dazu da ist um Normelemente einzubauen, sondern um die individuellen Wünsche der Bauherrschaft in der Planung und in der Bauleitung kreativ aber solid zu realisieren. Insofern soll das Architekturhonorar eine Variable sein – aber eine, um die man sich als Bauherrschaft keine Sorgen zu machen braucht, wenn man sich zu Beginn des Projekts darüber einig geworden ist, was man gemeinsam erreichen will.

Am Schluss dieser Zusammenarbeit zwischen Bauherrschaft und Architekt steht ein Umbau oder ein Neubau – steuer- und versicherungstechnisch auf jeden Fall eine Wertvermehrung, also möglicherweise ein Fall für das zweite Standbein deiner Tätigkeit, die amtliche Schätzung. Welche Bedeutung hat das Schätzen für dich und die Firma?

Eine sehr grosse! Zum Einen ist das Schätzen eine äusserst interessante Tätigkeit, die einen ausgezeichneten Einblick gibt in die vielfältige Bausubstanz der Umgebung und zum anderen, das darf man ruhig sagen, ist eine gute Schätzung auch eine ausgezeichnete Werbung. Eine gute Schätzung nach meiner Auffassung entspricht nicht immer der Idealvorstellung der Kunden (vor allem dann nicht, wenn sich diese einen hohen Verkaufspreis erhoffen), sondern liegt dann vor, wenn ein Gebäude tatsächlich den Schätzpreis wert ist und von Banken und Interessenten auch so taxiert wird. Wenn meine Schätzungen dies erfüllen, dann trauen mir die Kunden auch den nötigen Sachverstand in anderen Bereichen zu und kommen nicht selten später auch mit konkreten Fragen oder Anliegen zu mir. Aus Schätzungen können also sehr wohl später Aufträge entstehen, sei es für weitere Schätzungen oder im Architekturbereich. So gesehen war die von Markus Friedli über lange Jahre sorgsam aufgebaute Schätzertradition sogar ein wichtiges Argument für die Übernahme der Firma.

Jede Übernahme bedeutet früher oder später auch die Ausprägung einer persönlichen Geschäftspolitik. Wie könntest du deine eigene Geschäftspolitik umschreiben?

Vorerst einmal sicher ohne einschneidende Änderungen gegenüber der bisherigen. Der bestehende Kundenstamm ist ja fast ausschliesslich noch von Markus Friedli aufgebaut worden und bleibt der Firma hoffentlich auch unter meiner Leitung weitgehend erhalten. Entwicklungen wird es sicherlich geben, doch wohin diese führen, hängt weitgehend von der wirtschaftlichen Entwicklung und namentlich von derjenigen der Energiepreise ab. Ein verstärktes Engagement im Bereich Energieberatung kann ich mir durchaus vorstellen, falls die Preise markant steigen sollten. Daneben will ich aber auf jeden Fall meine Verantwortung als Fachmann den Bauherren gegenüber wahrnehmen, so dass wir beide, dies als mein persönliches Ziel, bei jedem Bau in Frieden auseinandergehen können.